Die Währungsreform 1948 in historischen Tondokumenten

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Eine Veröffentlichung der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv anlässlich des 60. Jahrestages der Währungsreform

Zusammengestellt von Hans-Gerhard Stülb und herausgegeben von der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk, dem Norddeutschen Rundfunk und dem Deutschlandradio (CD Nr. wo04)

ISBN: 978-3-926072-46-7
LC 14653

 

Klangbeispiel 1:
Jack Bennet kommentiert die Einführung der neuen Währung, 18.6.1948 (Track 1, Ausschnitt)

 

Klangbeispiel 2:
Der RIAS präsentiert in Schlagzeilen erste Eindrücke der Währungsreform, 22.6.1948 (Track 10)

 

Wenige Ereignisse haben sich so tief in das Gedächtnis der Zeitgenossen eingeprägt wie die Währungsreform des Jahres 1948. Mit der Einführung der "Deutschen Mark" (DM) am 20. Juni 1948 änderte sich das wirtschaftliche Leben im Nachkriegsdeutschland schlagartig – jedenfalls in seinen westlichen Besatzungszonen. Die Schwarzmärkte verschwanden, die Schaufenster füllten sich über Nacht mit Waren, die "Zigaretten-Währung" hatte ausgedient. Es begann der beispiellose wirtschaftliche Aufschwung, der wenig später "Wirtschaftswunder" genannt wurde. Das Markenzeichen der prosperierenden Wirtschaft und des wachsenden Wohlstands war die "DeMark" – und sie blieb es bis zu ihrer Ablösung durch den Euro am 1. Januar 2002.

Den sechzigsten Jahrestag dieses Ereignisses hat das Deutsche Rundfunkarchiv zum Anlass genommen, mit historischen Tondokumenten daran zu erinnern. Da der Rundfunk in jener Zeit als Informationsmedium eine herausragende Rolle spielte, kamen dort alle wichtigen Fragen der "Geldreform" zur Sprache: Die Vertreter der Militärregierung nutzten das Medium ebenso wie die deutschen Politiker, um sich mit ihren Proklamationen und Erklärungen direkt an die Bevölkerung zu wenden. In politischen Diskussionsrunden wie in satirischen Beiträgen wurde das Thema aufgegriffen, Reporter schwärmten aus, um die Meinungen und Stimmungen der Bevölkerung einzufangen und im Radio wiederzugeben.
Von all dem gibt die CD mit ihren historischen Tondokumenten aus den Archiven der Rundfunkanstalten einen bunten und vielfältigen Eindruck.
 

Inhalt der CD:
 

Track Titel Dauer
01 Am 18. Juni 1948 wird über alle Rund­funksender der amerikanischen Besatzungszone die Nachricht bekannt gegeben, dass zwei Tage später, am 20. Juni 1948, die Währungsreform in Kraft treten werde. Die CD beginnt daher mit einer längeren Erklärung von Jack Bennet, dem Finanzberater des amerikanischen Militärgouverneurs General Lucius D. Clay, der die Ein­führung der neuen Währung aus Sicht der westlichen Besatzungsmächte kommentiert. Sie wird ausgestrahlt von Radio Frankfurt und den angeschlossenen Sendern Radio Stuttgart, Radio München und Radio Bremen. Bennets Rede wurde für diese CD leicht gekürzt, wie andere Beiträge auch. Nach seiner Rede folgen – direkt noch als Bestandteil des ersten Beitrags auf dieser CD – Ausschnitte aus der Proklamation der Währungs­reform, die am gleichen Tag von allen Sendern in den Westzonen ausgestrahlt und vom Übersetzer und Spre­cher General Clays, Robert Lochner, gesprochen wird. 11'11"
02 Vor der Bekanntmachung der Details zur Währungsreform am 18. Juni 1948 gibt es unzählige Ge­rüchte über das Bevorstehende. Ein satirischer Beitrag, ausgestrahlt im RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor) am 5. Juni 1948, präsentiert in humoristischer Weise die damalige Stimmungslage. Es gibt eine abwartende Haltung, niemand weiss, wie man mit den alten Geldmitteln (Reichsmark, Rentenmark und alliierter Mark) umgehen soll. Waren werden gehortet, der Schwarzmarkt floriert und dominiert. 1'36"
03 Auch in der Musik spielte die Währungsreform eine Rolle. Der Titel "Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld", gesungen von Jupp Schmitz, greift die durch die Reform ausgelösten Preissteigerungen auf. Die CD enthält eine gekürzte Aufnahme vom 21. Oktober 1949. Der Titel bleibt in der Wirtschaftswunderzeit lange Zeit ein Hit und ist heute ein Evergreen. 0'44"
04 In einer Umfrage des RIAS am 15. Juni 1948 am Bahnhof Zoo in Berlin werden viele Facetten der bevorstehenden Reform genannt. Die Berliner Bevölkerung ist besonders daran interessiert zu erfahren, ob sie an der Währungsreform beteiligt wird. Der Öffentlichkeit ist zu diesem Zeitpunkt nicht entgangen, dass sich die Westmächte und die Sowjetunion nicht über eine gemeinsame Reform einigen können. 2'25"
05 Die Einschätzung eines unbekannten Schwarzhändlers - am 10. März 1948 heimlich aufgenommen vom Reporter des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR), Max Rehbein - an der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage werde sich nach einer Währungs­reform nichts ändern, weshalb der Schwarzmarkt in keiner Weise gefährdet sei, hat sich schon wenige Tage später durch die Realität erledigt. 0'53"
06 Stellvertretend für die spezielle Sicht der deutschen Landespolitiker auf die Währungsreform steht die Rede des Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg, Max Brauer, die am Tag der Proklamation der Währungsreform durch den NWDR ausgestrahlt wird. Max Brauer appelliert an die Bevölkerung, jetzt mit der Währungsreform die Chance zu nutzen, um mit "harter Arbeit" wieder zu Wohlstand zu gelangen. 3'24"
07 Wichtige Hintergrundinformationen über die Ursachen und Gründe der Währungsreform aus Sicht der westlichen Besatzungsmächte erklärt der leitende Wirtschaftsberater des Alliierten Kontrollrats, Cecil Weir, ebenfalls ausgestrahlt vom NWDR am 18. Juni 1948. Er geht unter anderem darauf ein, wie weit die Einbeziehung deutscher Fachleute in die Konzeption der Reform gehen konnte, und wo sie ihre Grenzen hatte. Seine Erklärungen zur getrennten Einführung der neuen Währung in den Westzonen spiegeln die westli­che Sicht wider. Heute ist klar, dass diese Entscheidung zwar das "deutsche Wirtschaftswunder" im Westen ermöglichte, gleichzeitig aber einen wichtigen Grund­stein für die wirtschaftliche und politische Trennung Deutschlands legte. 8'00"
08 Mit einem satirischen Kommentar zur Preisentwicklung seit der Währungsreform äußert sich die damalige Wirtschaftsjournalistin Julia Nusseck im Wirtschaftsfunk des NWDR. Sie persifliert damit auch die Sprache der Wirtschaftsfachleute, die nicht immer für die Bevölkerung verständlich war. 1'02"
09 Der Direktor der Verwaltung für Wirtschaft, Ludwig Erhard, späterer Bundesminister für Wirtschaft sowie Bundeskanzler, erklärt am 21. Juni 1948 in einer längeren Ansprache die Grundlagen der durch die Währungsreform eingeleiteten neuen Wirtschaftspolitik. Erhard hatte durch den zuständigen Wirtschaftsrat der Länder eine Vollmacht erhalten, die Einführung der Währungsreform und Umgestaltung der Wirtschaft zu gestalten und zu kontrollieren. Er ruft die Bevölke­rung auf, Vertrauen in die neue Währung zu haben, und zeigt sich davon überzeugt, dass die mit den Alliierten abgestimmte Wirtschaftspolitik in eine gute wirtschaftliche Zukunft führe. Ludwig Erhard sollte Recht behalten, so dass sein Name bis heute untrennbar mit dem "deutschen Wirtschaftswunder" und der so genannten "sozialen Marktwirtschaft" verbunden ist. 7'51"
10 Erste Eindrücke nach der Währungsreform werden in Schlagzeilen präsentiert, ausgestrahlt vom RIAS am 22. Juni 1948. Das "Ableben" des Schwarzmarktes wird mit aktuellen Preisen illustriert. Das neue Geld wird nur sehr zögerlich ausgegeben, wie das dürftige Trinkgeld einer Kellnerin aus Garmisch­Partenkirchen am Abend des ersten Tages nach der Reform zeigt. 0'52"
11 Louise Schröder, Oberbürgermeisterin von Berlin und Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Berlin, nimmt am 19. Juni 1948 Stellung zur speziellen Situation von Berlin. Diese besteht vor allem darin, dass die Stadt zunächst nicht bei der Währungsreform berücksichtigt und damit in eine wirtschaftlich wie politisch besonders schwierige Situation manövriert wird (siehe gesonderte Informationen zu Berlin in diesem Booklet). 1'21"
12 Die Stadtverordnetenversammlung von Berlin wehrt sich in einem Abstimmungsverfahren am 17. Juni 1948 mit einer Resolution gegen den Beschluss der Alliierten zur Einführung der Währungsreform, der die Ausgrenzung Berlins vorsieht. 3'04"
13 Die später als "Kalter Krieg" bezeichneten Auseinandersetzungen zwischen Westmächten und Ostblock manifestieren sich zu dieser Zeit bereits in den Verhandlungen der vier Mächte zur wirtschaftlichen und politischen Einheit Deutschlands und den Kommentaren der Politiker beider Lager. Auf dieser CD sind daher zwei Ausschnitte von Politikern aus dem Osten enthalten. Otto Grotewohl, zur damaligen Zeit gemeinsam mit Wilhelm Pieck Vorsitzender der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), spricht sich gegen die Bizone und die Währungsreform der Westmächte aus. 0'28"
14 Wilhelm Pieck äußert sich ebenfalls zur erfolgten Währungsreform und bezeichnet sie als einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur endgültigen Teilung Deutschlands. Er nimmt darüber hinaus auch Bezug auf die besondere Lage Berlins und die wirtschaftliche Situation der Stadt. 0'48"
15 Im März 1949 findet in Berlin eine Tagung der Finanzsachverständigen der Alliierten statt, dieses Mal unter Hinzuziehung deutscher Fachleute. Ziel ist es, das "Währungswirrwarr", das seit der Einführung der Deutschen Mark in den Westzonen und der Ostwährung in der Ostzone insbesondere in Berlin entstanden ist, zu beenden. Die Reportage von Peter Schultze zeigt, dass die Verhandlungen immer noch weitgehend im Geheimen stattfinden und die Information der Öffentlichkeit nicht im Vordergrund steht. 2'08"
16 Am 20. März 1949 strahlt der RIAS eine Rundfunkdiskussion aus, in der die neuen Verordnungen für die Stadt Berlin zur Einführung der Deutschen Mark in West­Berlin diskutiert werden. Teilnehmer an der Diskussion sind unter anderem der damalige Oberbürgermeister Ernst Reuter, ein Betriebsrat, einige Politiker und Finanzsachverständige. Jetzt ist die Umstellung der Währung auch in West­Berlin abgeschlossen. Gleichzeitig manifestiert sich die Trennung der Währungen in "West­Mark" und "Ost­Mark". 9'20"
17 Vor dem RIAS­Haus in Berlin findet drei Tage nach der Währungsreform in Berlin eine Reportage statt. Es haben sich Schlangen vor den Geschäften und Dienststellen gebildet. Passanten werden interviewt. Das Tondokument vermittelt außerdem ein Bild von der aktuellen Preissituation und wirft einen Blick auf den Niedergang des Schwarzmarktes in Berlin. 2'40"
18 Kurzform von "Wer soll das bezahlen" - nur instrumental. 0'15"
19 Mit der Währungsreform gibt es allenthalben Umstellungsschwierigkeiten. Es müssen Formulare ausgefüllt werden, und für den Empfang der neuen Deutschen Mark ist eine entsprechende Menge alten Geldes nach bestimmten Regeln einzuzahlen. Es finden vielerlei kuriose Ereignisse statt. Das vorliegende Beispiel berichtet von den Ereignissen in einer westfälischen Bank in Münster am 25. Juni 1948. 3'09"
20 Nach dem Krieg ist der Bergbau in Deutschland ein wichtiger Wirtschaftszweig, der für die Grundversorgung mit Energie unverzichtbar ist. Die Auswirkungen der Geldreform auf die Bergleute sind daher insbesondere im Ruhrgebiet von großer Bedeutung. Ein Interview mit Kumpeln in Essen vermittelt einen Eindruck davon. 2'56"
21 Angesichts der "Zigarettenwährung", die den deutschen Markt zumindest in der dominierenden Schwarzmarktzeit bestimmt hat, blüht der Schmuggel an den deutschen Grenzen. Die Auswirkungen der Reform auf den Schmuggel werden in dieser gekürzten Reportage von der deutsch­belgischen Grenze im Juli 1948 illustriert. 4'17"
22 Besonders kurios in ihren Auswirkungen ist die Währungsreform bei großen Familien, weil die Auszahlung des neuen Geldes an die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen gebunden ist. Ein Familienvater - im Interview als "reichster Mann Westdeutschlands" nach der Währungsreform bezeichnet - ist durch seine besondere Situation als Vater von 19 Kindern mit einer relativ gesehen hohen Geldsumme bedacht worden. 4'02"
23 Die Rundfunkanstalten der ARD haben in vielen Beiträgen dem Ereignis der Währungsreform von 1948 dokumentarische Sendungen gewidmet. Dabei wurden viele Zeitzeugen nachträglich befragt. Ein Beispiel aus einer Sendung zum 40. Jahrestag der Währungsreform rundet diese CD ab. Eine Zeitzeugin aus Schleswig­Holstein äußert sich zum plötzlichen reichen Warenangebot und dem damit beginnenden Kaufrausch - beides hat entsprechend zum "Wirtschaftswunder" beigetragen. 2'12"
24 Mit der Währungsreform entsteht im Volksmund das durch die drei Westzonen mit der neuen Währung belegte "Trizonesien", das in einem Lied von Karl Bebuer, gespielt vom Orchester Theo Knobel, ebenfalls ein Dauerbrenner des deutschen Nachkriegs­Schlagers geworden ist. "Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien ... - die alten Zeiten sind vorbei ..." 1'37"
 
Gesamtspielzeit
 
76'17"
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