Florentiner

Die Florentiner Spitze ist eine schmale Bänderspitze. Rankende Zweige mit einzelnen oder auch sich kreuzenden Blättern bilden das Hauptmerkmal dieser Spitzenart. Die Blattmotive werden auch ohne Verbindung mit der Ranke angeordnet. Der "Grund", in den noch kleine Kreise eingearbeitet werden können, besteht aus echten und falschen Flechtern. Die verschiedenen Motive werden von einer Eternelle-Kante umgeben. Den Abschluss bildet ein Flechtrand. In der Florentiner Spitze soll nicht geknotet werden.

Für die Florentiner Spitze werden nicht viele Klöppelpaare benötigt. Hauptsächlich wird sie wie folgt gearbeitet:
Band: 5 Paare
Eternelle: 4 Paare
Flechtrand 6 Paare
Gasflamme 4 Paare

Gearbeitet wird im allgemeinen mit Leinen 70/2 - 80/2.


werden. In den folgenden Zentren wurden große Fortschritte erzielt: Antwerpen -wo man Pootekant machte-, in Mechelen -unerreicht in seinen Motiven- sowie Ypern und Kortrijk, wo man die "Valencienne" findet -einfacher zu arbeiten, aber stilvoll-. Die Flandrische Spitze, durch den Flandrischen Grund gekennzeichnet, scheint nicht so bekannt. Man findet in der Vergangenheit wenig darüber. Das 19. Jahrhundet ist die Zeit, die den eigenen Chararkter der Spitzenarten sehr gut beschreibt, ohne noch etwas Neues zu bringen. Im 19. Jahrhundert hatte die Spitze mit und durch die französische Revolution ihren Höhepunkt überschritten und hochentwickelte, luxuriöse Spitzen haben an Boden verloren. Man arbeitet ökonomischer, fertigt Spitzen mit wenig Arbeitsaufwand an, die vielleicht von geringerer Qualität sind. Die Spitzenindustrie passt sich der Zeit an. Es ist das Jahrhundert, in dem die Flandrische Spitze ihr einfaches Dasein führen wird, beinahe unbemerkt, nicht verfeinert genug, um mit den anderen verfeinerten Techniken im Wettbewerb zu bestehen. Sie lehnt sich etwas an die Valecienne an, die im 19. Jahrhundet sehr beliebt ist. Von der Mechelner Spitze hat sie den Konturfaden übernommen, der die einzelnen Motive umgibt und nicht durch den Grund geführt wird.
Der Flandrische Grund ist nicht so fein wie der der Valencienne, ist aber viel fester. Bei der Binche hat sie einzelne Schneeflockengründe, um hier mehr Leben hinein zu bringen.

Die Flandrische Spitze ist durch sehr spezifische Motive gekennzeichnet, die genau wie bei der Valencienne entweder bei der Altflämischen Spitze entlehnt sind oder an die Folklore gebunden und einem fantasiereichen Geist entspringen.

Die Namen der Motive sind lustig anzuhören, besonders im westflandrischen Dialekt:
`t Pastershoedje (das Pastorenhütchen),
`t Koftje (der Holzschuh),
`t Hartje (das Herzechen),
d Hoge Brugge (die hohe Brücke) und vieles mehr.

Die Flandrische Spitze wird mit einer gleichbleibenden Anzahl durchlaufender Fäden gearbeitet. Sie ist an der fünflöchrigen Masche zu erkennen, die einen festen Grund für die Motive im Vollwerk ergibt, die von einem Ring von Ganzschlägen umgeben sind. Zwischen dem Ganzschlagring und dem Leinenschlagmotiv läuft ein Konturfaden. An der Außenkante erscheinen Pikots.

Obwohl keine spektakulären Funde zu machen sind, hat die Flandrische Spitze doch ihren Platz in der Spitzenfamilie.


(Dieser Text wurde aus dem Kursprogramm von Anne-Marie Verbeke-Billiet entnommen. An dieser Stelle möchte ich mich für ihre Zustimmung der Veröffentlichung des Textes bedanken.)

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Klöppelbrief MK_119


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