Felix Mendelssohn Bartholdy verband mit Heinrich Joseph Baermann (1784-1847), der als unumstritten bester Klarinettist seiner Zeit galt, eine herzliche Freundschaft. Dieser Künstlerbeziehung verdanken wir die beiden Konzertstücke für Klarinette, Bassethorn und Klavier bzw. Klarinette, Bassethorn und Orchester in f-moll Opus 113 und d-moll Opus 114. Als Heinrich und dessen Sohn, Carl Baermann, anlässlich einer Konzertreise im Dezember 1832 in Berlin weilten, bat Mendelssohn die beiden, ihm doch in seinem Hause sein Leibgericht, nämlich Dampfnudeln und Rahmstrudel, zu kochen. Geistesgegenwärtig forderten die Baermanns als "Bezahlung" ein Duett für Klarinette und Bassethorn mit Begleitung des Klaviers bzw. des Orchesters. Carl Baermann erinnert sich später an das Ereignis wie folgt: "Es wurde nun von Mendelssohn ein Tag bestimmt, an welchem die Geschichte, wie er sagte, losgehen sollte und als ich mich zur festgesetzten Zeit (9 Uhr früh) bei ihm einfand, setzte er mir eine Kochhaube auf, band mir eine Schürze über und steckte mir einen Kochlöffel in das Band der Schürze. Dasselbe nahm er mit sich selbst vor, nur statt des Löffels steckte er eine Feder hinter das Ohr und führte mich zum großen Ergötzen seines Küchenpersonals, in die Küche hinab, wo ich schon Tags zuvor alle nötigen Anordnungen getroffen. Er selbst kehrte nun in sein Zimmer zurück, wo er, wie er sagte, jetzt die Töne umrühren und kneten, salzen, pfeffern, zuckern, eine pikante Sauce dazu machen, und das ganze in einem tüchtigen Feuer kochen wolle. "Probatum est, und nun der Kugelsegen'!" rief er noch unter der Küchentür. Um 5 Uhr war die ominöse Stunde, wo alles fertig sein musste. Als dieselbe schlug, schlug auch mir das Herz, obwohl die Dampfnudeln auch gehörig aufgegangen sein werden, und zu meiner großen Freude waren dieselben prächtig in der Höhe, und die Rahmstrudel brodelten ganz melodisch in der Kasserolle. Ich brachte nun in verdeckten Schüsseln meine Speise zur rechten Zeit zu Tisch und Mendelssohn ebenfalls sein Duo in einer verdeckten Schüssel. Denselben Abend probierten wir das Duo noch in seinem Musik-Salon, und nachdem wir einige kleine technische und instrumentale Änderungen in demselben vorgenommen, waren Vater und ich noch entzückter über die reizende Komposition als Mendelssohn über die Nudeln und Strudel, obwohl Mendelssohn immer sagte, meine Nudel-Komposition sei viel geistreicher als seine. Es wurde gleich eine Wiederholung der ganzen heutigen Szene verabredet, welche auch einige Tage später mit gleichem Erfolg stattfand. So besitze ich nun zwei teure, mir äußerst wertvolle, unschätzbare Andenken des großen Meisters, deren erstes den humorvollen Titel trägt: Die Schlacht bei Prag! Ein großes Duett für Dampfnudel oder Rahmstrudel, Klarinette und Bassethorn, komponiert und demütig dediziert An Baermann sen. und Baermann jun. von Ihrem ganz ergebenen Felix Mendelssohn Bartholdy."