Jochen Trebesch: Diener zweier Herren - GIORGOS SEFERIS

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Auch wenn Seferis dem widersprochen hätte: Der Kern seines Werkes ist in Vielem eine lyrische Autobiographie, aus der man die Entwicklung des Künstlers ebenso ablesen kann wie die der Person. Diese Doppelqualität, sowie der unbestreitbar weit darüber hinaus gehende poetische Eigenwert erschließt sich dem Leser nur schwer. Deswegen dürfte es um die Nachwirkung der Seferischen Dichtung in einem breiten Leserkreis außerhalb Griechenlands – so ist zu fürchten – schlecht bestellt sein. Seferis verlangt ähnlich wie Dante oder Joyce ein – wie es heute heißt: – ganzheitliches Leseverständnis, das zudem noch klassische Bildung voraussetzt, die längst der Bildungsreform und allgemeinem Desinteresse zum Opfer gefallen ist. Zwar lassen sich die einzelnen Elemente der mit »mythischer Methode« verschlüsselten Gedichte mit einigem Aufwand erkennen und zerlegen. Die Bausteine verstellen dann aber meist den Blick auf die Architektur. Intellektuell und emotional bezwingen die Gedichte nur den, der unmittelbar Zugang zu dem in ihnen eingeschmolzenen Drama der menschlichen Existenz hat, oder aber den Leser, der sich diesen Zugang auf Dauer mühsam verschafft. Insofern stimmt es mit Blick auf die Dichtung von Seferis wiederum hoffnungsfroh, dass Poesie-Begeisterte zu allen Zeiten und in aller Regel nicht nur finden wollen, sondern auf der Suche und darauf aus sind, Tiefen auszuloten.
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