„Eine französischsprachige Band in und aus Österreich ist unleugbar ein Exotikum. Punkt. Aber wo es vor deutsch- und englischsprachigen Bands nur so wimmelt, ist gerade dies ein Alleinstellungsmerkmal. Plexus Solaire setzen zudem auf: Qualität, Qualität, Qualität. Beim Songwriting, in der Interpretation, auf der Bühne. Und im Studio. Das Album «2123» weiß davon ein Lied zu singen. Nein: zehn Lieder. Süffige, charmante, melodienpralle Songs, die sich direkt in das Sonnengeflecht bohren. Den Solar Plexus. Ein – so Wikipedia – «autonomes Geflecht sympathischer und parasympathischer Nervenfasern, das die Funktion der inneren Organe reguliert». Der Bandname kommt nicht von ungefähr. Bei Plexus Solaire wird die Binsenweisheit von Musik als grenz- und kulturüberschreitende Sprache zur Realität. Egal, ob in bretonischen Kneipen, Londoner Pubs, Münchner Clubs oder Wiener Hochkulturhäusern – die Menschen lauschen, singen oder tanzen zu Songs, deren Worte ihnen wohl im ersten Moment fremd sind, deren Inhalte und Subtexte sie aber mit instinktiver Sicherheit erfühlen. Es sind diesmal die Phantasien von Vincent Wohinz und bei Noir mit Emanuel Rudas, die die Beiden konträren Frontmänner Alexandre Fedorenko und Vincent Wohinz, des französisch-österreichischen Trios (plus Gastmusikern) mit ordentlichem Hauptwohnsitz Wien umsetzen. Unterschiedlicher könnte der Zugang der beiden Sänger, Songwriter und Gitarristen nicht sein: Fedorenko, der westfranzösische Weltenbummler mit maritimer Erfahrung, dessen Anekdoten Bände füllen könnten; und Wohinz, ein studierter Philosoph aus einer bilingualen Künstlerfamilie, dessen Texte oft das Innerste, so zuvor oft Ungesagte verbalisieren. Dazu gesellt sich Jürgen Bauer am Schlagzeug. Er gibt der Musik ein Fundament eine rhythmische Struktur. Der Tiroler Künstler, Grafiker und Musiker, zeichnet sich zudem auch verantwortlich für das Design aller Plexus Solaire Veröffentlichungen. Die Bandchemie muss Spurenelemente von gutem französischen Rotwein in sich tragen. Und wurden nun erstmals mit Vinyl abgeschmeckt. C’est magnifique! Plexus Solaire sind eine Band, die sich immer wieder neu erfindet. Und doch konstant und nachhaltig ihren Fan-Kern adressiert. Französisch als Sprache ist kein exklusives Merkmal mehr. Die Songs wurden diesmal gemeinsam mit Max Perner produziert, einem Mann, der auch schon mit Garish, Clara Luzia und Thees Ulmann gearbeitet hat. Und dann findet sich plötzlich auch eine Ukulele im Soundbild und ein vorwitziges Pfeifen. Vincent Wohinz Gesang, seine behutsame Annäherung an Perfektion, die pointierten Rhythmen, das Magische an Jürgen Bauers Drums, Alex Fedorenkos sanfte und manchmal kreischende Gitarren und Peters Strutzenbergers optimal eingesetzter Bass liefern den Klang einer großen menschlichen Geschichte. Der Band haftet – bei aller Frische ihres Sounds – etwas Konservatives an, im besten Sinne: da schwingen die Sisters of Mercy und Jacques Brel genauso mit wie Noir Désir, Lou Reed oder Les Négresses Verte. Und dann ploppt da plötzlich ein «Happy Song» – nomen est omen – auf und findet sich in polyglotten Playlists. Das ist Adult Pop, der freilich nicht nur nach Spotify & Co. schreit. Sondern eben auch nach dem schönsten, reifsten, werthaltigsten Format: Vinyl. Songs wie «Rendez-Vous Magique», «Le Dernier Métro» oder eben «Day and Night» sind das Ticket dafür: intelligent, aber nicht verkopft. Charmant, aber nicht gekünstelt. Selbstbewusst, aber nicht chauvinistisch. Gebrauchsanweisung: einfach wirken lassen. Das Sonnengeflecht ist ein unbestechliches Organ. Merci!“