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Ein herrlicher Überseekoffer der Firma "Koffer-Fabrik Leder-Schüler, Hamburg" aus den frühen 30er Jahren, mit toller Patina und voller originaler Aufkleber. Diese berichten von vielen Reisen um die ganze Welt, die Frau Bianca Voss aus Hamburg (evtl. eine Verwandte von Ernst Voss, des Mitgründers von Blohm & Voss?? Sachdienliche Hinweise werden gerne entgegengenommen!) in den 30er Jahren unternahm. Sicher war Bianca eine sehr interessante, gebildete, vor allem aber wohlhabende Dame, denn sie reiste üblicherweise im Stateroom (so werden in der Schifffahrt die "superior first class" Kabinen bezeichnet).

Einer der interessantesten Aufkleber zeugt von ihrer Teilnahme an der "4. Lloyd Mittelmeerfahrt 1934 - 26. April bis 16. Mai" auf der "General von Steuben".  Sie überquerte zudem mit der "Hamburg-Amerika-Linie" offensichtlich auch mehrmals den Atlantik nach New York, einmal mit dem Dampfer "S. S. Resolute".  Auf einer dieser Reisen besuchte sie möglicherweise die Niagarafälle oder genoss den Indian Summer, denn einen anderen Grund für eine Übernachtung in einer sehr gehobenen Hotelkette, die in Boston und Buffalo Häuser betrieb, gab es wohl auch damals nicht. Frau Voss bereiste auch die amerikanische Westküste, wo sie im "The Ambassador" (Los Angeles) und in einer Lodge, evtl. im Yosemite Nationalpark in Kalifornien Station machte. Einen Aufenthalt in Asien belegt dagegen ein Aufkleber des "Hotel Mount Everest, Darjeeling, India". Eine weitere Station ihres Reise-Lebens war das "Nikko Kanaya Hotel" in Japan - 1873 eröffnet, ist es eines der ältesten und bekanntesten Hotels Japans. Also gerade recht für unsere Frau Voss, die uns heute, nach rund 80 Jahren, an Ihren Weltreisen teilhaben lässt.

Vielleicht waren es mehrere einzelne Reisen oder aber eine ganz große Weltreise, die Bianca ins "The Australia Hotel" (Sydney)  verschlug, bevor oder nachdem Sie einen Aufenthalt im "Royal Hawaiian Hotel" auf Hawaii geniessen durfte. Auch die Karibik übte eine gewisse Anziehungskraft auf sie aus, denn sie war mindestens einmal im "Grand Hotel" in Costa Rica und auch Havanna, Kuba war ihr nicht fremd. Vielleicht hat sie sich dort mit Ernest Hemingway (der zu dieser Zeit in Key West wohnte und fuer seine haeufigen Ausfluege nach Havanna beruehmt war) in einer Bar getroffen und ueber die politischen Entwicklungen in Europa gesprochen, denen sie moeglicherweise aus dem Weg gehen wollte?

Doch auch in Europa wusste Bianca, wo es sich in gut leben ließ: Vom "Badischen Hof" in Baden Baden reiste sie vielleicht mehr als einmal über Mailand ("Hotel Continetal, Milan") nach Nizza ("Hotel Ruhl, Nice"), wenn Sie nicht gerade im 1929 eröffneten Restaurant "Mar y Sol" in Puerto de Sollar auf Mallorca speiste. Ganz offensichtlich zog sie milderes Klima dem Wetter in Ihrer Heimatstadt vor.

Während ich diese Beschreibung des weit gereisten Schrankkoffers schreibe, stelle ich mir vor, wie es damals gewesen sein muss, als das Reisen noch einen anderen Stellenwert hatte und durch einen deutlich groesseren Aufwand gekennzeichnet war. Trotz dem oder gerade deswegen bekomme ich Fernweh und Lust, ebenso zu reisen.  Wenn ich nun noch herausfinde, wer Bianca Voss war und wie sie aussah, werde ich den Koffer nicht mehr verkaufen, fürchte ich. Denn dann werde ich wohl das Schloss reparieren, ihn packen und mich auf Ihre Spuren begeben!

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