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Ein welthistorischer Kampf

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Ein welthistorischer Kampf
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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

A.     Das große Schachbrett

1.      Überfordern

2       »Zur Hölle, WIR haben gewonnen.«

3       The winner takes it all.

4       «The Grand Chessboard”

5       Wurzeln der US-Dominanz

Die Anfänge

Vom Nest zum Weltraum

Die entscheidende Weiche

Zweierlei Verpackung

6       Sanktionen

7       »Lasst uns in Ruhe!«

8       Die USA sind nicht Amerika

Das andere Amerika

B.      Russland und Wladimir Putin

1       Russland - aus der Sicht des Westens

3       Putin - Retter oder Zerstörer Russlands?

4       Frühe Prägungen

Methodische Vorbemerkungen

Ein Leben auf den Hinterhöfen und Straßen

Sich als Schwächerer gegen Stärkere behaupten

Gorbatschows Perestroika

1989

Der KGB nach 1991

Putin in Sankt Petersburg (1)

Erfahrungen mit dem wilden Kapitalismus

Putin in Sankt Petersburg (2)

Erfahrungen mit der Demokratie

5       Aufstieg zur Macht

Von Sankt Petersburg nach Moskau

Warum Putin?

Zwischenfazit

»Ausradieren auf dem Plumpsklo«

Die Bombenattentate von 1999

Jelzins Entscheidung

»Wozu eine Welt, wenn es kein Russland gibt?«

Making Russia Great again

6       Das Bojaren-System

7       Gutsherren-Demokratie

C.      Der Weg in den Krieg

1       Unversöhnliche Sichtweisen

2       Aus der Sicht eines Schweizers

3       Exkurs 1: Kriegsberichterstattung

4       Exkurs 2 Kriegspropaganda

5       Von langer Hand

6       Von ganz langer Hand

D. Diagnose

1       Kampf der Kulturen

2       Das »Ägypten-Problem« in Russland

3       Das »Ägypten-Problem« im Westen

4       Licht

5       Perspektiven

6       Methodische Nachbemerkung

7       »Kill Putin« ?

Literatur

 

 

 

Vorwort

 

 

 

Liebe Leserin, lieber Leser, gestatten Sie drei Vorbemerkungen.

 

Erste Vorbemerkung

 

Vor etlichen Jahren begleitete mich ein Freund auf einem nächtlichen Spaziergang. Am Himmel sah ich einen hellen Stern. »Schau einmal«, sagte ich, »das ist bestimmt Jupiter.« »Nein«, sagte mein Freund, »das ist nicht Jupiter. Das ist überhaupt kein Stern. Das ist das helle Licht eines Flugzeugs.« Ich war mir da nicht so sicher. Das Licht blieb konstant an seiner Position. Erst einige Minuten später veränderte es seine Position zu anderen Sternen so schnell, dass auch mir klar wurde, dass es sich um ein Flugzeug handeln musste. Woher wusste mein Freund das von Anfang an? Die Antwort:  Mein Freund war ein Experte auf dem Gebiet der Astronomie. Er kannte die gesamte Ordnung der Fixsterne, er kannte ihren aktuellen Stand zu jeder Uhrzeit (auch bei Tag), er kannte den momentanen Stand der Planeten – und er kannte das alles dermaßen gut, dass ihm sofort klar war, dass sich an der Stelle, an der das helle Licht zu sehen war, überhaupt kein Stern befinden konnte.- Das war mir eine Lehre. So wie man einen Lichtpunkt am Nachthimmel besser beurteilen kann, wenn man den Fixsternhimmel und die momentanen Planetenpositionen gut kennt, so kann man auch ein aktuelles Zeitgeschehen besser beurteilen, wenn man den geschichtlichen Zusammenhang kennt. Ohne eine Kenntnis der historischen Kontexte kommt man leicht zu falschen Beurteilungen. 

 

Zweite Vorbemerkung

 

Vor mehr als 10 Jahren hatte ich mit einer Schulklasse eine Israel-Tournee vorzubereiten. Wir führten unter dem Titel »Versöhnende Vernunft« an mehreren Orten vor jüdischen und arabischen Schülern Lessings »Nathan der Weise« in englischer Sprache auf. Zur Vorbereitung auf den Israel-Palästina-Konflikt arbeiteten wir mit einem Geschichtsbuch, das ursprünglich israelische und palästinensische Historiker gemeinsam schreiben wollten. Das hatte sich als unmöglich erwiesen. Die Sichtweisen der Israelis und der Palästinenser lagen zu weit auseinander. Angesichts des Scheiterns entschied man sich für einen Kompromiss. Auf jeder linken Seite des Buches stand das israelische Narrativ, auf der rechten Seite das palästinensische. In der Mitte der beiden Seiten war ein unbedruckter Streifen freigelassen. Der Leser konnte dort Anmerkungen, Ergänzungen und Fragen notieren.

Als wir in Israel ankamen, erfuhren wir, dass die israelischen Behörden verboten hatten, das Buch im Schulunterricht einzusetzen. Wir stutzten. Darf es nur eine Sicht geben?

 

Aus russischer Sicht ist es ganz klar: Propaganda gibt es nur im Westen. Aus westlicher Sicht gibt es Propaganda nur in Russland. »Bei uns doch nicht! «Für die Mehrheit der Menschen in den Nato-Ländern ist Putin ein durchgedrehter oder eiskalter Machtmensch mit imperialistischen Zielen, der rücksichtslos die Ukraine zerstört, während die EU und die Nato unter der Führung der USA für Freiheit und Demokratie eintreten. Wer etwas anderes sagt, ist russischer Propaganda erlegen oder – noch schlimmer – der Kollaboration mit dem Feind schuldig oder schlechterdings ein abgefahrener Spinner. 

Die andere Sicht - im Westen die Sicht einer Minderheit - sieht so aus: Die wahren Schuldigen seien die USA, die seit mehr als 150 Jahren im Hinblick auf Russland weitreichende geostrategische Ziele verfolgen und ihren Einfluss auf Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok sichern wollen. Die USA hätten 2014 in Kiew einen Putsch lanciert und eine ihnen genehme Regierung eingesetzt. Seit 2014 habe dann die neue Regierung die autonomen Gebiete der Ost-Ukrainedrangsaliert. Die russische Sprache wurde als Amtssprache in Schulen und Ämtern verboten. Vor allem aber hätten ultranationalistische Freikorps die Bevölkerung in der Ostukraine acht Jahre lang mit Artilleriebeschuss attackiert und dabei Tausende von russisch sprechenden Ukrainern getötet. Die neue Regierung in Kiew habe das billigend geduldet und oft auch unverhohlen gefördert. Zu Beginn des Jahres 2022 sei dann im Donbass ein finaler Vernichtungsschlag ukrainischer Verbände vorbereitet worden. Diesem sei Putin zum Schutz der russischen Bevölkerung im Donbass zuvorgekommen. Putin wollte die Dauerattacken ukrainischer Verbände ein für allemal beenden. 

So ein Unfug, sagen dann die Vertreter der Nato-Sicht. Das sei nichts als russische Propaganda, auf die man nicht hereinfallen dürfe. Und so geht es hin und her und her und hin. Jede Seite wirft der anderen das Verdrehen oder Unterschlagen von Fakten vor. Wollten die Vertreter der beiden Sichtweisen ein gemeinsames Buch schreiben, es würde vermutlich genauso scheitern wie der israelisch-palästinensische Versuch. 

Vor diesem Hintergrund habe ich – gegen alle Meinungsmonopole auf beiden Seiten – eine polyperspektivische Darstellung skizziert. Polyperspektivisch heißt, den Blick nach rechts und links, nach hinten und vorne, nach unten und oben zu richten. 

Es handelt sich um die Skizze zu einer umfassenden Anamnese des Krieges. Je gründlicher die Anamnese, desto größer die Chance einer zutreffenden Diagnose und ohne Diagnose keine Therapie. Grundlage war, dass ich mich viele Jahre lang mit der Geschichte der USA und der Geschichte Russlands befasst und dazu umfangreiches Material in meinem Archiv gesammelt hatte. Ich bin allerdings nicht so vermessen zu glauben, dass ich als Einzelner eine erschöpfende Anamnese liefern könnte. Das werden in Zukunft etliche Teams von Historikern tun. Ich bin erst recht nicht so vermessen zu glauben, dass ich als Einzelner eine erschöpfende Diagnose bieten kann. Auch für die Diagnose wird es ganze Stäbe von Diagnostikern geben müssen, die die unterschiedlichen Ebenen eines Krieges beleuchten. Ein Krieg hat nicht nur langfristige, mittelfristige und kurzfristige Ursachen; diese erstrecken sich auf wirtschaftliche, politische und kulturelle Felder. All das wird in der Regel erst mit historischem Abstand erkannt. Mein Beitrag versteht sich als Vorarbeit. Er liefert Bausteine zu einer Anamnese und Bausteine zu einer ungewöhnlichen Diagnose. Meine Anamnese wird unvollständig sein, genauso wie meine Diagnose vieles noch unberücksichtigt lässt. Die Vorschläge, in welche Richtung die Therapie zu gehen hat, habe ich in dem separaten, zeitgleich erscheinenden Buch »Dreigliederung« publiziert. 

 

Das Ziel der vorliegenden Skizze besteht darin, einen Perspektivwechsel vorzunehmen: Weg von der juristischen Perspektive (Wer ist schuld? Wer hat Recht? Wer hat Unrecht?) hin zu einer – wenn man so will – kultur-medizinischen Perspektive: Krieg ist der Ausbruch einer Krankheit, die sich über lange Zeiträume und multifaktoriell aufgebaut hat. 

 

Dritte Vorbemerkung. 

 

Wenn im Zuge der von mir notierten Anamnese die geostrategischen Planungen und imperialistischen Aktionen etlicher US-Regierungen geschildert werden, hat das nichts mit Anti-Amerikanismus zu tun. Amerika ist nicht die Politik der Gruppe von Menschen, die an den Hebeln der Macht sitzt. Wenn im Zuge der von mir notierten Anamnese der brutale Vernichtungskrieg Putins gegen Tschetschenien oder seine »Verstaatlichung« der Oligarchen geschildert wird oder sein selektives, aber ruchloses Vorgehen gegen seine Kritiker oder die zutiefst undemokratische Gutsherren-Politik zwischen Putin und Medwedew oder die imperialistische Geschichte Russlands ist das genauso wenig Anti-Russizismus. Amerika ist nicht gleich Amerika und Russland ist nicht gleich Russland. Beide Seiten stecken in mehreren gemeinsamen, viel fundamentaleren Problemen, die ich freilegen und verstehen möchte. 

 

Mit dieser Zielsetzung habe ich versucht, auch wenn das zur Zeit nicht en voque ist, mich von jeder Parteinahme fernzuhalten. Dabei hatte ich das auf der nachfolgenden Seite angeführte Zitat als unerreichtes Ideal vor Augen. 

 

 

Das Tao ergreift nicht Partei;

es bringt sowohl das Gute

als auch das Böse hervor.

Die Meister ergreifen nicht Partei;

ihnen sind sowohl Heilige

als auch Sünder willkommen.

 

Laotse

 

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