Die antik-klassische Doppelvorgabe, zu nützen und zu erfreuen, prägte Poetiken und Literatur von der Renaissance bis weit ins 18. Jahrhundert hinein maßgeblich.
Was bedeutete die gängige Formel des ‚prodesse und delectare‘ konkret? Konnte Lust ohne Nutz, Nutz ohne Lust überhaupt (nicht) existieren? Zweifellos gab es lehrreiche, aber wenig vergnügliche Werke. Konnte Literatur umgekehrt auch sinnloses Vergnügen bereiten? Didaxe und Disziplinierung gelten zu Recht als primäre Funktionen frühneuzeitlichen Schreibens. Genau hier soll weitergefragt werden. Wie sieht es mit dem Unterhaltungsfaktor aus? Wie spaßfrei war die Frühe Neuzeit wirklich?
In dieser Studie zu historischen, mathematischen, geistlichen und poetischen Erquickstunden gilt ein weiter Literaturbegriff – im Sinne der Texte selbst. Denn nicht nur die Poesie nahm für sich in Anspruch, horazisch Lust und Nutz zu vereinen.
Nikola Roßbach
Lust und Nutz
Historische, geistliche, mathematische und poetische Erquickstunden in der Frühen Neuzeit
2015
ISBN 978-3-8498-1131-0
235 Seiten
gebunden
Nikola Roßbach ist Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Kassel. Sie forscht u.a. zur Literatur-, Kultur- und Wissensgeschichte der Frühen Neuzeit.
Leseprobe: 9783849811310.pdf
Auf der Basis dieser allgemeinen Suche nach der Unterhaltungsfunktion der Literatur zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert stellt die Verfasserin das Korpus der Erquickstunden-Literatur vor. Da die Erquickstunden als Textsorten bislang kaum erforscht sind, leistet Nikola Roßbach hier Pionierarbeit und liefert eine hervorragende Basis für die weitere Auseinandersetzung. [...] Nikola Roßbach bietet einen umfassenden Überblick über die Textsammlungen, die den Titel Erquickstunden tragen. Sie verortet ausgewählte Beispiele auf überzeugende Weise in der Literatur der Frühen Neuzeit und der Biographie ihrer Verfasser.
Miriam Seidler in „literaturkritik.de“ (16.06.2016)
Die vollständige Rezension unter: http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=22169
[...] Was das Korpus [...] untersuchenswert macht, sind die spannungsvollen produktions- und rezeptionsästhetischen Aspekte, die diese Werke gemeinsam haben, und die von der Autorin in close readings – teilweise kaum erforschter Texte – anschaulich dargestellt werden. [...] Alles in allem ist dies ein äußerst ertragreiches, bei aller Sprödigkeit der Materie mit viel Esprit geschriebenes Buch [...].
Jörg Löffler in „Zeitschrift für Germanistik“ (2-2017)
Die Verf. hat es sich zum Ziel gesetzt, das Verhältnis von Belehrung und Unterhaltung in der Literatur der Frühen Neuzeit als unscharfes und stets neu zu verhandelndes Problem der Poetologie zu bestimmen. Als Beispielfeld dient ihr die Erquickstunden-Literatur des 16. und 17. Jh.s, deren Korpus sie im etwas atemlosen Durchgang in historische, mathematische, geistliche, poetische und – in einem Ausblick auf das 19. Jh. – pädagogische Erquickstunden unterteilt [...]. In der ausführlichen Analyse von vier exemplarischen Kompendien entfaltet sich eine heterogene Bandbreite moraldidaktischer Instruktionen für den Leser [...]
Hans-Joachim Jakob in „Germanistik“ (2017, Heft 1-2)