Der Antikriegsroman des Dortmunder Volksschullehrers Franz Müller-Frerich erschien 1930 innerhalb kürzester Zeit in mehreren Auflagen und ist dennoch heute vollständig vergessen. In Kriegspferd Pummelchen wird die Frontrealität der Jahre 1914–1918 aus Sicht eines Pferdes geschildert; durch die schonungslos und drastisch wiedergegebenen Kriegserlebnisse verliert der Text seine Nähe zum Kinderbuch. Bei schlechter Verpflegung und Organisation stirbt das haferfressende Kriegsgerät an schweren Verletzungen, an totaler Erschöpfung. Das Leid dieser ‚Kraftmaschinen‘ im Laboratorium der Gewalt ist unsäglich. Müller-Frerichs Roman operiert meist mit kurzen Szenen und desavouiert heroische Vorstellungen nationaler Wehrhaftigkeit, rückt Mitleid als Kategorie ins Zentrum. Die zeitgenössische Kritik äußerte sich enthusiastisch und sprach von einem Buch „mit tief in der Seele packender Kraft“, das eine „herzenstiefe Liebe zur armen, verstoßenen Kreatur“ vermittle.
„Eine Neuveröffentlichung dieses eigenwilligen und in seiner Art einzigartigen Romans wäre dringend zu wünschen, denn er ist auch eines der ganz wenigen Bücher, die einen Menschen verständiger und besser machen können.“
Dieter Sudhoff
Franz Müller-Frerich
Kriegspferd Pummelchen
Herausgegeben von Arnold Maxwill
Mit einem Beitrag von Dieter Sudhoff
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 81
Reihe Texte Band 39
2019
ISBN 978-3-8498-1503-5
135 Seiten
kartoniert
Leseprobe: lp-9783849815035.pdf
Endlich ist dieses wichtige Dokument neu aufgelegt. [...] [D]er besondere Wert [von Franz Müller-Frerichs] Werk[] [liegt darin], das [es] uns das nur schwer fassbare kreatürliche Leiden anschaulich fühlbar zu machen versteht, in dem es die geschundene, überstrapazierte, schlecht gepflegte, ständigem Futtermangel und Kriegslärm ausgesetzte Kreatur vermenschlicht – und seinen Leser mithilfe dieses an sich simplen Erzähltricks echte Empathie abzugewinnen vermag. [...] Das alles wird von Müller-Frerich höchst anschaulich erzählt – und öffnet hinter den vordergründig geschilderten Ereignissen Zug um Zug den Raum für eine ergreifende Liebesgeschichte zwischen Mensch und Tier, die in ihrer Darstellung unterm Strich als ebenso einfach wie bezwingend erscheint. [...] Dass sein nun vorliegender, ganz im Sprachgestus der damaligen Zeit abgefasster Text sprachlich nicht überlebt hat, ist das eine; seiner bleibenden Dringlichkeit aber nimmt dies nichts. Entschlossen erhob dieser Autor darin seinerzeit seine Stimme gegen den Krieg.
Peter Henning in „Büchermarkt“ (Deutschlandfunk, 6. März 2020)
Zur gesamten Rezension mit Audiofile: https://www.deutschlandfunk.de/kriegspferd-pummelchen-die-geschundene-kreatur.700.de.html?dram:article_id=471604
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 81
Reihe Texte Band 39
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