Dingeldey, Erika: Luftzug hinter Samtportieren

Artikel-Nr.: 978-3-89528-580-6

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Die Romane E. Marlitts (1825-1887), alle in „Der Gartenlaube“, dem bürgerlichen Familienblatt des 19. Jahrhunderts erschienen, verfielen nach anfänglich begeisterter Zustimmung, die auch von der Anerkennung bedeutender Zeitgenossen getragen war, später im ‚main-stream‘ von Literaturhistorie und Feuilleton dem Verdikt „Trivialliteratur“ oder „Kitsch“ – von wenigen Gegenstimmen abgesehen. Marlitt (mit bürgerlichem Namen Eugenie John) gilt als die erste Massenschriftstellerin Deutschlands, was zwar auf die Verbreitung ihrer Werke – sie wurden massenhaft gelesen und weltweit übersetzt –, nicht aber auf deren Anzahl zutrifft. Sie schrieb (nur) zehn Romane und drei Erzählungen.

Die vorliegende Arbeit möchte das Trivialliteratur-Verdikt widerlegen und untersucht – geleitet vom Lesevergnügen der Autorin, aber auch von literaturhistorischem und soziologischem Interesse – Marlitts Romane auf dem Hintergrund ihrer Zeit, der Phase des bürgerlichen Zeitalters. Sie entdeckt aufgrund der Textanalyse eine Schriftstellerin (wieder), die unverbrüchlich an den frühbürgerlichen Idealen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und am humanen Denken der Aufklärung festhält, die nicht nur ein für ihre Zeit emanzipiertes Bild der Frau entwirft, sondern im Namen von Bildung und Aufklärung sich grundsätzlich kritisch mit den zunehmend erstarrenden Verhältnissen der bürgerlichen Epoche, ihren gesellschaftlichen Widersprüchen auseinandersetzt. Die genauere Betrachtung der Romane zeigt, dass E. Marlitt weder kunstlos direkte politisch-moralische Botschaften im Sinne einer Erziehungsliteratur verkündet, noch ihre ‚Sache‘ in gefühlsduseliger Argumentationslosigkeit ertränkt, sondern ihre Wirkung mit durchaus gekonnt eingesetzten Mitteln der Literatur, also kunstvoll, zu erzielen weiß.

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