Heinrich Heines Lutezia ist erst in der jüngeren Heine-Forschung wieder in den literaturwissenschaftlichen Fokus gerückt. Die Untersuchung der Ironie in Heines Texten stellt dagegen eine langjährige Forschungstradition dar. Worin aber besteht die Funktion des Ironischen für die Geschlechterinszenierungen bei Heine? Und welche Bezüge zum (Wissens-)Diskurs über Geschlecht in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellt Heines Feuilleton her? Anne Stähr nimmt diese Schnittstellen in den Blick und macht die Kategorie ‚Gender‘ für die Lutezia produktiv.
Anne Stähr
„…eine Mischung von Sinnlichkeit und Witz…“
Ironische Inszenierung der Geschlechter in Heinrich Heines „Lutezia“
Vormärz-Studien Bd. XXIII
2012
ISBN 978-3-89528-922-4
236 Seiten
kartoniert
Anne Stähr studierte Germanistik und Geschichte an der Universität Potsdam. 2011 wurde sie an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der vorliegenden Studie promoviert, die im Rahmen des Graduiertenkollegs „Geschlecht als Wissenskategorie“ entstanden ist. Zusammen mit Sophia Könemann ist sie Herausgeberin des Bandes Das Geschlecht der Anderen. Figuren der Alterität: Kriminologie, Psychiatrie, Ethnologie und Zoologie (2011). Seit Februar 2012 unterrichtet sie an einem Gymnasium in Berlin.
Leseprobe: 9783895289224.pdf
[…] Insgesamt legt die Autorin nicht nur überzeugend dar, dass die Ironie in Heines „Lutezia“ wiederholt „auf den Konstruktionsaspekt der Kategorie Geschlecht aufmerksam macht“, sondern zeigt auch, wie genderisierte und sexualisierte „Denkbilder“ des „kollektiven Bewusstseins“ in Heines Berichten ironisch erschüttert werden. Lachen, so das Fazit der Autorin, scheine Heines Erzähler „die einzig angemessene Reaktion“ auf die zeitgenössischen „aggressiven Klischees des ‚Männlichen‘ und des ‚Weiblichen‘“. Denn das vermeintliche Wissen über „die Beschaffenheit“ der Geschlechter sei für ihn - und nach der Lektüre, so darf man annehmen, auch für etliche der Lesenden - ein „Witz, der nichts anderes verdient, als dass man über ihn lacht.“ Stährs Untersuchungsgegenstand, Heinrich Heines „Lutezia“, wurde bislang nicht nur von den literaturwissenschaftlichen Gender Studies wenig beachtet, sondern stand auch in der Heine-Forschung nicht eben im Zentrum des Interesses. So füllt die vorliegende Arbeit gleich in doppelter Hinsicht eine Forschungslücke.
Rolf Löchel in „literaturkritik.de“ (September 2012)
Zur kompletten Rezension: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=17067
Vormärz-Studien Bd. XXIII